dreissig Tage lang
„Nein, der Titel verweist nicht auf die Dauer der Ausstellung“, erklärt der Bildhauer, Maler und Grafiker Manfred Fischer zur Eröffnung der Ausstellung von Malerei und Skulptur in der Taufkapelle der Frankfurter Frauenfriedenskirche. Diese Worte würden vielmehr aus dem Gedicht „Ausfahrt“ von Ingeborg Bachmann stammen. Es beschwöre eindrucksvoll Landschaften und ist ein Gleichnis für das Leben.
Diese Themen ließen und lassen Manfred Fischer nicht los. Und so erzählt er weiter in seinen informellen Kompositionen sein eigenes Erleben vom dramatischen Spiel der Wellen, der Weite des Horizonts und des Lebens – existenziell bezogen auch auf ihn selbst und uns als Betrachter.
Das gilt sowohl für seine Landschaften als auch für seine Köpfe, deren verhaltene Explosivität uns wie in einem Spiegel entgegentritt. Diese Kunst will gesehen werden, weil sie ihren Anspruch an uns formuliert: Wer bin ich – wer bin ich, wenn mich keiner anschaut?
Und da ist Fischer wieder bei Ingeborg Bachmann und zitiert aus dem Gedicht:
Das dunkle Wasser, tausendäugig, schlägt die Wimper von weisser Gischt auf, um dich anzusehen, gross und lang, dreissig Tage lang.
Vita Manfred Fischer
1950 im Münsterland geboren Meisterschüler der HdK Berlin, seit 1984 freischaffender Künstler in Braunschweig
Diverse Lehraufträge u.a. HdK Berlin,
ABK Stuttgart, TU Braunschweig,
Folkwang Universität Essen
Werke von Manfred Fischer befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen wie z.B. der Sammlung Bundeskanzleramt, der Sammlung Deutsche Telekom AG, der Volkswagen AG, der Sammlung Signal Iduna, Schweizerische Nationalbibliothek Zürich u.a.
Das jeweils aktuelle Programm des podium finden Sie auch über folgenden Link: http://marien-frankfurt.de/gemeindeleben/kultur/, Auskunft erhalten Sie auch über unsere Mailadresse:
Jahresprogramm 2024
Sonstiges
Gelegentliche Ausstellung „Kreuzweg hinter Stacheldraht“ mit Bildern von Lothar Zenetti in der Taufkapelle der Frauenfriedenskirche (bitte erkundigen Sie sich zum nächsten Ausstellungszeitraum)
Der Priester, Dichter und Künstler Lothar Zenetti, von dem u.a. auch viele Texte der Gotteslob-Lieder stammen, ist eng mit der Frauenfriedenskirche verbunden. Hier wuchs er auf, empfing die Taufe, Erstkommunion und Firmung und kehrte als Rentner wieder in die Gemeinde zurück.
Er malte als junger kriegsgefangener Seminarist schlichte, aber ausdrucksstarke Kreuzwegbilder auf zwei Wände der Lagerkapelle im „Stacheldrahtseminar“.
Das Stacheldrahtseminar bei Chartres ist einer der seltenen Orte, der die deutsch-französische Versöhnung verkörpert. Im dortigen Kriegsgefangenenlager gründete Franz Stock nach dem 2. Weltkrieg ein Priesterseminar, in dem zwischen 1945 und 1947 rund 1.000 deutschsprachige Seminaristen auf ihre zukünftige Aufgabe in einem neuen Europa vorbereitet wurden. In dem ehemaligen Seminargebäude ist heute die „Europäische Begegnungsstätte Franz Stock Chartres“ beheimatet.
Die Reproduktionen dieser besonderen Kreuzwegbilder von Lothar Zenetti hängen ab sofort als Daueraustellung, wenn keine Sonderausstellungen stattfinden, in der Taufkapelle der Frauenfriedenskirche.
Die Pfarrei Sankt Marien dankt der Abbé Stock Gesellschaft für die Erlaubnis, die Reproduktionen ausstellen und zeigen zu dürfen.